Auf dem Weg nach Puerto Aysén

Dieses Bild aufgenommen im “el bosque muerto” (der tote Wald) gibt ein wenig von den Stimmungen der letzten beiden Tage wieder. Bevor ich darauf näher eingehe, noch ein Hinweis zu diesem sehr bizzaren Wald.

Die Bäume hier sind nicht Opfer des Waldsterbens, sondern aufgrund zweier Ausbrüche des Vulkans Cerro Hudson mit anschließendem Ascheregen und der Umleitung des im Tal fließenden Flusses abgestorben. In Teilen gibt es aber schon wieder junge Bäume in diesem Wald.

Nun aber zu unserer Stimmung und diesem Bild. Gestern hatte Matthias einen ziemlichen Tiefpunkt, weil wir leider die Videokamera geschrottet haben. Er hatte sich so viel für den Urlaubsfilm einfallen lassen und leider haben wir bei der Kajak-Fahrt nicht genug auf Feuchtigkeit geachtet und das Gerät war wohl zu empfindlich. Nun ist die Handycam kaputt. Das hat ihn sehr getroffen, da nun seine Filmideen nur noch schwer umsetzbar sind.

Mittlerweile hat er sich mit der Handy-Kamera angefreundet und in Buenos Aires werden wir für adäquaten Ersatz sorgen. So hat er das Malheur gut weggesteckt und heute schon wieder viel Freude am Urlaubsgeschehen gehabt.

Auch ich hatte heute einen Tiefpunkt, denn nach über 5 Stunden auf Schotterstraßen (nur 210 km Strecke) konnte ich das Gerüttel kaum noch ertragen. Als wir dann auf den asphaltierten Teil der Carretera Austral kamen, hätte ich den Boden am liebsten geküsst. Ich verstehe mittlerweile sehr gut, wieso diese Straße immer noch als eine Herausforderung und ein Abenteuer bezeichnet wird. ABER die Ausblicke und die halsbrecherische Straßenführung sind den Ritt wert!

Die Carretera Austral bietet aber neben dem Straßenbelag auch unvergleichliche Ausblicke in die Andenwelt, wie zum Beispiel diesen hier mit dem Cerro Castillo im Hintergrund.

Der schwarze Punkt ungefähr in der Mitte des Bildes ist wieder einmal ein Kondor, der sich ohne Flügelschläge langsam vor unseren Augen (und meiner Kamera) empor geschwungen hat, bis er gen Wolken aus unserem Blickfeld verschwunden ist. Das war dann doch schon viel Entschädigung für das Geruckel durch diese nahezu menschenleere Gegend.

Nach fast 8 Stunden Fahrt (mit einem Besuch in der Kleinstadt Coyhaique) sind wir nun an unserm Ziel für die nächsten zwei Tage angekommen: Puerto Aysen. Hier sind wir seit Tagen zum ersten Mal wieder in einer Region mit viel Besiedlung und allem was auch wir sonst so aus dem Alltag kennen, wenn auch auf chilenischem Niveau. Die Landschaft ist grün und hügelig und im Hintergrund sind die zum Pazifik hin aufragenden, schneebedeckten Berge. Dieses Bild der heutigen Abendstimmung trifft ziemlich gut, wie wir es hier empfinden. Die schräg stehende Sonne und die Wolken haben hier gezaubert.

Heute haben wir eine Tour hier in der Gegend von Puerto Aysen unternommen und uns an der sehr ländlichen Gegend erfreut. Matthias spricht immer von “Luxusweiden für die Kühe”. Leider ist es schwer fotografisch einzufangen, was er damit meint.

Typisch für diese Gegend sind diese orangenen Hängebrücken mit Holzfahrbahn, über die unser Auto gerade noch hinüber passte. Auch größere Brücken werden nur mit dieser Rostschutzfarbe gestrichen und sind ausschließlich Hängebrücken. So hat man den Eindruck, viele kleine Nachbauten der Golden Gate Bridge zu sehen.

Auch wenn wir schon viele Wasserfälle gesehen haben, hat es noch keiner in die Auswahl für diesen Blog geschafft, da wir ja noch Iguazu besuchen werden und das (lt. Reiseführer) alles in den Schatten stellen soll. Ich finde aber, die Langzeitbelichtung mit dem leichten Gegenlicht hat aus diesem schönen Wasserfall ein blogwürdiges Bild gezaubert.

Damit ist unser heute sehr entspannter Tag fotografisch zusammengefasst und wir gehen gleich ins Hotelrestaurant mit hervorragender Küche. Morgen geht es auf der Carretera Austral weiter gen Norden und wir machen in der Nähe von Puyuhuapi am Lago Risopatron Station. Dort haben wir evtl. wieder kein Internet, da dies wieder eine sehr verlassene Gegend zu sein scheint.