Hoch hinaus nach Potosí

Vor unserer Abfahrt nach Potosí hatten wir noch einen schönen Abend in Sucre. Wir konnten bei der Entrada de la Virgen eine Gruppe bestaunen, die einen ganz besonderen Auftritt hingelegt hat – Choreographie, Kostüme, Musik und Tanz waren fesselnd. Das Internet hat uns weitergeholfen… Es war eine Karnevalsgruppe aus Sucre die sowohl auf dem von allen Reiseführern gelobten Karneval in Oruro aber auch weltweit auftritt. Was für wunderschöne Augenblicke …

Caporales San Símon Sucre
(Es gab auch viele wunderschöne Frauengruppen, aber ich habe mich dann wundersamer Weise doch für ein Bild mit Männern entschieden ;-))

… und wir stimmen den Reiseführern zu, der Karneval in Oruro muss lohnend und ein Top 10 Ziel in Bolivien sein.

Heute Morgen ging es dann auf ins Hochland der Anden. Das erste Drittel der knapp 160 Kilometer langen Strecke ging es in unendlichen Serpentinen mal hinauf und hinunter durch die diversen Täler. Und jedes Tal unterschied sich von dem Folgenden in Vegetation und Geologie.

Ein sehr weites und tiefes Tal nach einer Serpentine – man beachte unten im Bild wieder die schönen, blauen Bäume

Das zweite Drittel ging es dann ab einem Hinweisschild, dass eine starke Steigung folgen würde, in wieder unendlichen Serpentinen ausschließlich bergauf. Unsere Plastikflaschenbarometer knallten ob des sinkenden Luftdrucks immer wieder lautstark beim Ausbeulen.

Weite, flache und trockene Ebene umrahmt von Bergspitzen, die dann weit höher sein müssen als alle Berge Europas.

Oben angekommen, erstreckte sich dann auf über 4000 Meter Höhe eine gänzlich andersartige, fast flache Hochebene durchsetzt mit vielen noch einmal höheren Bergen – was eine atemberaubende Fahrt (auch im wörtlichen Sinne).

Die Einfahrt nach Potosí war dann noch einmal ein gänzlich unerwartetes Abendteuer. Nach den Verkehrsverhältnissen in Sucre und Santa Cruz dachten wir, es kann nicht verrückter werden, aber weit gefehlt. Nach über dreistündiger Fahrt (wohlgemerkt für 160 km) fanden wir uns plötzlich im Altstadtstraßengewirr mit engsten Gassen und gänzlich unüberstlichen Verkehrshinweisen wieder. Und obendrein gab unser treuer Begleiter GoogleMaps seine Zuverlässigkeit auf und lotste uns in Einbahnstraßen und Fußgängerzonen. Aber nach weiteren 30 Minuten mit viel Adrenalin waren wir dann erfolgreich und haben unser schönes Hotel in einer idyllischen Fußgängerzone bezogen.

Wohl noch unter Arenalineinfluss haben wir sofort einen Rundgang durch die Altstadt unternommen, bei dem wir langsam feststellen mussten, der Sauerstoff wird knapp. Nun liegen wir entspannt und etwas schwindlig auf unseren Betten und machen das, was man dann tun soll – nichts und an die dünne Luft gewöhnen und dazu trinken, trinken, trinken…

Einer der beiden Hauptplätze der Stadt, der noch von der Blüte Potosís zeugt.

Noch etwas erstaunliche Klugschei…rei: Diese so ärmlich, oft heruntergekommene Stadt war vor 400 Jahren einmal die größte und vor allem reichste Stadt der Welt und mit den damals unerschöpflichen Silbervorkommen für das spanische Königreich unverzichtbar. Von all dem ist fast nichts übrig geblieben.

Auch muss dringend erwähnt werden, dass der über 400 Jahre durchgeführte Bergbau bei den Arbeitern bis heute zu großem Leid und gesundheitlichem Elend führt. Besonders makaber ist dabei, dass der Versuch der Spanier von Indigenen auf schwarze Sklaven zu wechseln, daran scheiterte, dass diese aufgrund der Höhenlage meist sofort gestorben sind – hier haben sich viele Tragödien wegen der europäischen Rohstoffgier ereignet.

3 Gedanken zu „Hoch hinaus nach Potosí

  1. Wenn ich eure Zeilen so lese, fange ich an ganz flach zu atmen. 🙂
    Eure Bilder sind wieder wunderschön. Besonders die bunte Fiesta. Viel Spaß euch noch.

    Ganz liebe Grüße Bä

    1. Dazu kannst du im nächsten Blogeintrag noch was lesen. Liebe Grüße von den Atemgestörten 😉 Mittlerweile geht es besser, man gewöhnt sich an alles.

  2. Lieber Rolf,
    ich gratulieren dir nachträglich ganz herzlich zu deinem Geburtstag.
    (An deinem Geburtstag denken alle an dich— ich denke auch heute noch an dich 😉
    Hier war viel los, sodass ich ein paar Tage nicht zu staunen und lesen kam. Ich sehe, ihr genießt die Reise und Eindrücke in vollen Zügen.
    Liebe Grüße auch an Matthias

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