La Paz – ganz in Ruhe und mit Abstand

Noch einen kleinen Nachtrag zum gestrigen Abend. Nach dem Schreiben des Blogs haben wir, angezogen von Musikkapellenklängen, erneut den Weg auf die Hauptstraßen der Stadt genommen und schon wieder gab es einen großen Umzug (dieses Mal eine Art Karneval der Kulturen der Welt) mit viel Tanz und aufwändigsten Kostümen. Während ich hier schreibe, hören wir schon wieder Musikkapellen spielen.

Da wir die Warnungen bezüglich Dieben in La Paz sehr ernst nehmen, hatte ich meine Kamera mal nicht dabei und es gibt nur ein Handyfoto…

Wir erleben hier in fast allen Städten stets farbenprächtige Umzüge, wobei ich die Livemusik (eine Mischung zwischen Samba, Marsch und Rummtata) besonders mag.

Heute hatte Matthias die blendende Idee, dass wir uns ein wenig schonen und gemütlich mit dem Teleferico über die Stadt fliegen sollten. Seit 2014 baut eine österreichische Firma ein Seilbahnsystem für La Paz und das angrenzende El Alto (mittlerweile die größte Stadt Boliviens), dass derzeit 10 Linien umfasst. Wir haben 5 Linien genutzt und wunderbare Einblicke genossen.

Steil geht es die Berghänge hinauf, die ansonsten in wahnwitzigsten Serpentienen oder steilsten Treppen überwunden werden müssen. Hier in der gelben Linie zum Mirador.

La Paz liegt auf einer Höhe von 3200 bis 4100 Metern und ist nicht nur der höchstgelegene Regierungssitz, sondern auch die Stadt mit dem größten Höhenunterschied der Welt, was laut Internet zu einem durchschnittlichen Temperaturunterschied von 6 °C führt. Selbst wir konnten dies heute spüren.

Ein Blick über die Stadt im Taleinschnitt und auf die flache, unbesiedelte Hochebene mit dem zweithöchsten Berg Boliviens, dem Illimani (6439 m). Beim Vergrößern des Bildes sieht man übrigens die hellen, weißreflektierenden Dächer der Häuser. Das ist kein Schnee sondern wie überall in Bolivien Wellblech.

Wir sind dann weiter über El Alto geflogen, dass (früher Stadtteil von La Paz) den Teil des Stadtraumes einnimmt, der auf der Hochebene liegt und damit ganz im Gegensatz zu La Paz fast total flach ist.

Dort sind wir dann über den größten Markt der Welt geflogen. Die genauen Angaben im Netz zur Größe widersprechen sich sehr, aber wenn wir nur das nehmen, was wir beim Überfliegen gesehen haben, dann ist es schon unfassbar riesig. Und die Menschenfülle in den total vollgestellten Straßen … ohne Worte.

Über unzählige Straßenzügen hinweg über all nur Stände, Menschen, Waren…. Wir waren schon vom Zuschauen und Zuhören aus dem Teleferico hinaus beeindruckt.

Einen Besuch des Marktes haben wir uns nicht getraut, da es dort angeblich von Menschen wimmelt, die die Gringos um ihre Wertsachen erleichtern wollen. Viele andere Blogger schreiben konkret über solche Erlebnisse. Und dass man uns schon von weitem erkennt, merken wir immer wieder, wobei wir bisher absolut keine negativen Erfahrungen gemacht haben, uns aber auch sehr vorsichtig verhalten – wir wollen ja noch einige Wochen Freude haben.

Auf dem „Rückflug“ ging es wieder die steilen Hänge in die reichere Unterstadt von La Paz hinab, über ein kleines Viertel, dass sich wunderhübsch geschmückt hat.

Ein echter Hingucker im Durcheinander der sonst oft ziemlich desolaten roten Häuser.

Dann ging der Flug über den Hauptfriedhof der Stadt „Cementerio General“ mit einer Größe von 92.000 m². Wie ganze Wohnblocks reihen sich die Grabstätten in diesen „Häusern“ aneinander. Uns kam es vor wie einer eigene Stadt.

Blick von der roten Linie auf den riesigen Cementerio General

Die folgenden Stunden vor Einbruch der Nacht haben wir dann im Touristenviertel verbracht und uns ein gutes Mittagessen in einem ruhigen Patio und einen leckeren Kaffee samt Kuchen in einem gemütlichen Café in einem alten Stadthaus gegönnt.

Ein typischer Verkaufsstand in La Paz, hier zwar mit Touristenware aber überall in der Stadt werden alle möglichen Waren so angeboten. Frauen tragen dazu meist den Bowler und Tracht oder Kittelschürze.

Kleine Anmerkung zum Abschluss: morgen fahren wir zum Titicacasee und übernachten auf der Isla del Sol in einem sehr einfachen Gästehaus. Wir gehen davon aus, dass es erneut keinen Strom, keine Heizung usw. gibt. Also wahrscheinlich auch keinen Blogeintrag. Wir melden uns dann aber übermorgen wieder aus Peru.