Machu Picchu in 36 Stunden

Wir kommen gerade von unserem Ausflug nach Machu Picchu zurück und sind total erschöpft und fertig. Die letzten beiden Tage sind so anders und oft überraschend verlaufen, dass es neben der vielen Kletterei und den hunderten von Fotos manchmal zusätzlich an die Kondition ging. Aber der Reihe nach…

Mit PeruRail ging es durch sehr enge Täler langsam 1200 m hinunter in den Nebelwald rund um Machu Picchu. Eine wunderschöne (langsame) Fahrt in alten, gepflegten Panaromawagen.

Unsere Tour begann mit einem holprigen Start, da unsere Reiseagentur vor Ort eine für uns vielleicht noch zu südamerikanische Kommunikation mit uns Deutschen pflegte. So saßen wir schon in einem falschen Taxi, weil der Fahrer meinte, uns auf einer Liste zu haben. Nur durch einen Zufall klärte sich das Missverständnis auf und wir landeten samt der unzähligen Fahr- und Eintrittskarten im richtigen Zug. Dieser brauchte für die Luftlinienentfernung von 74 km nur knapp 4 Stunden – es ging sehr gemächlich in einem engen Tal voran.

Im Ort Aguas Calientes angekommen wurden wir so schnell, freundlich und bestimmt in einen Bus zur Inkastadt verfrachtet, dass wir kaum Luft holen konnten. Und schon waren wir wieder in der nächsten Schlange zum Eingang zu einem der modernen 7 Weltwunder. Leider hatte der Wettergott, der uns sonst immer mehr als wohlgesonnen ist, sich nicht besänftigen lassen und wir hatten bedeckten Himmel und erste Regentropfen.

Endlich der langersehnte Blick auf die Inkastadt

Unser Guide Irving hat uns dann 3,5 Stunden mit vielen, guten Erklärungen über das Gelände geführt. Es herrschte reges Touristentreiben, aber es war trotzdem sehr, sehr beeindruckend. Und schon in der kurzen Zeit hatte ich 300 Fotos gemacht. Nach jeder Ecke bot sich ein anderes Bild – und evtl. kam ja doch mal ein Sonnenstrahl mehr durch die Wolkendecke.

Die Postkartenansicht schlechthin – nur mit ein paar mehr Wolken als erhofft

Aber ausgerechnet zu diesem weiteren Höhepunkt unserer Südamerikareise, sollte es mit dem Wetter schiefgehen. Und es kam noch schlimmer, es begann kurz vor Ende unserer Tour zu regnen. Von der wundervollen Inkastadt blieb uns keine Panoramaansicht ohne Wolken…

Die Wolken lagen wie eine Decke auf der Anlage, hier sogar getragen von den 500 Jahre alten Mauern der Inkas
Auch Wolken können schöne Stimmungen erzeugen, aber der einsetzende Regen und Kälte waren dann doch nervig. Außerdem sagte der Wetterdienst für den nächsten Tag Dauerregen voraus. Wenigstens hatten wir uns kleidungstechnisch gut vorbereitet.

Am nächsten Tag – nach einer total durchregneten Nacht – hatten wir dann einen weiteren Eintritt mit dem Zugang zu den Bergen im Hintergrund der Stadt, dieser besondere Eintritt ist auf 2 mal 200 Personen pro Tag beschränkt. Dadurch sind diese Tickets so begehrt, dass sie weit im Voraus reserviert werden müssen. Aber gerade hier zeigte sich, dass wir total falsche Vorstellungen von den ganzen Abläufen hatten. Leider führten diese zu Missverständnissen mit den peruanischen Reiseleitern, die beide Seiten nicht bemerkten, so dass wir einige Reibungsverluste bis zum Eintritt „auf das Berggelände“ hatten. Aber wir hatten mittlerweile leichte Sonnenstrahlen und einen herrlichen Blick auf die verlassene Inkastadt im Nebelwald auf dem 400 m hohen Berggipfel.

ENDLICH Postkartenmotive

Um 10 Uhr durften wir dann den Aufstieg auf einen der beiden Berge im Hintergrund der Panoramaansicht in Angriff nehmen. Auch hier hatten sich wieder unzählige Missvertständnisse ergeben, weil sowohl in den Reiseführern, den Vorgaben der Eintrittskarten usw. nur widersprüchliche Angaben zu finden waren. Und leider hat keiner unsere Rückfragen im Vorfeld verstanden, da hier allen alles so sonnenklar ist… aber wir haben mitbekommen, dass wir nicht die Einzigen mit den Problemen waren. Das Problem war z.B., dass die Berge x-verschiedene Namen haben, wir gar nicht wussten, was welcher Berg ist und zudem die Art der Ticketauswahl nirgends für uns Unwissende verständlich angeführt war.

So landeten wir in einer Schlange mit fast ausschließlich 20- bis 30-jährigen hypersportlichen Menschen in Extremtrekkingkleidung, die alle den hohen und sehr steilen Huayna Picchu besteigen wollten – wir aber schon beim Anblick des Ganzen wussten DAS AUF KEINEN FALL!!!!! Wie sich dann herausstellte, konnten wir auch den Weg für gesetzte Jahrgänge wählen und nur ca. 60 m hoch auf den kleinen Nachbarberg steigen, dort waren wir dann tatsächlich bis auf 3 andere Personen alleine und haben das wundervolle Panorama mit schon kleinen blauen Flecken am Himmel genossen – und die Stille!!!

Die Inkastadt mit dem namensgebenden Berg im Hintergrund – hier mal nicht von der typischen Panoramseite

Und dann kam plötzlich die Sonne heraus, aber wir waren leider schon an den Fotopunkten vorrüber gegangen, an denen man die Postkartenansicht hat. Und da Machu Picchu ein Einbahnstraßensystem bildet und man nur in eine Richtung gen Ausgang laufen darf, sahen wir uns schon um die Chance für das EINE Foto gebracht. Aber wieder schlechte Kommunikation… Schließlich wies uns ein Angestellter der Anlage darauf hin, dass man mit unsere Reentry-Secondday-Mountainticket, doch einmalig die Anlage verlassen dürfe und dann wieder von vorne betreten kann. Nirgends stand das geschrieben, obwohl das Ticket eine übergroße Anzahl von Nummern, Daten und Infos und mittlerweile 3 Stempeln enthielt. So holten wir uns Stempel 4 und den Re-Re-Entry… und endlich die Fotos bei Vollsonne!

Die gesamte Stadt könnte ich immer wieder für Fotosession besuchen – gerne auch einmal ganz alleine 😉

Wir haben dann noch eine wunderbare, weil wieder sehr ruhige Wanderung zur Inka-Brücke unternommen und einige weitere Fotos gemacht. Da wir an eine feste Rückfahrzeit gebunden waren und überall darauf hingewiesen wurde, dass man auf keinen Fall den Zug verpassen dürfe, haben wir übervorsichtig schon 3 Stunden vor Zugabfahrt den Rückweg angetreten. Wie sich herausstellte, keine Minute zu früh, da die Schlange für die Busrückfahrt so lang war, dass wir bis zum Schlangenende mehrere Minuten und einige hundert Meter laufen mussten – trotz vorheriger Rückfragen bei der Agentur vor Ort, hatte uns darauf keiner vorbereitet.

Welch eine wunderbare Lage für eine Stadt – aber auch wie schrecklich anstrengend dort hin zu gelangen… und endlich blaue Flecken am Himmel.
Ich könnte noch Vieles schreiben, aber wer mehr wissen möchte, muss sich mit uns treffen (und viele, viele Bilder anschauen)

Nach der wieder langen Rückfahrt bleibt für uns ein Ausflug, der absolut zu den Höhepunkten der Reise zählen wird. Aber leider auch das Gefühl, dass unser Wunsch nach entspannten Stunden rund um Machu Picchu aufgrund von Missverständnissen, fehlenden Infos (es gibt nicht einmal einen Lageplan für Touristen auf der Anlage; viele Vorgaben die man im Vorfeld bekommt sind Schall und Rauch; ….) leider untergegangen ist. ABER der Besuch dieses einmaligen Ortes wird bleiben und der gesamte Rest zu lustigen Anekdoten zusammenschrumpfen. Sollte einer von euch mal hierher fahren – bitte meldet euch vorher. Wir können zumindest ein paar Tipps geben.

6 Gedanken zu „Machu Picchu in 36 Stunden

  1. Aah! Wie schön! Macht Picchu ist auf jeden Fall auf meiner bucket list. Und ein paar Wolken geben diesem heiligen Ort noch viel mehr mystische Aura! Die Stadt birgt noch viele ungelöste Fragen und eine Stadt an solch einem Ort zu bauen ist schon etwas außergewöhnliches. Ich freue mich schon diesen Ort auch einmal besuchen zu können. Sonne wäre toll aber auch bei Regen hätte ich kein Problem damit… nur weiter mit den tollen Berichten .
    Liebe Grüsse Christian

    1. Dass du als „alter“ Schweizer und Motorradfahrer noch nicht hier gelandet bist, ist mir ein absolutes Rätsel. Für Motorradfahrer sind die Berge und Umgebungen des Altiplano ein MUSS!!! Und was Machu Picchu betrifft, so lohnt sich der Besuch natürlich wirklich immer. Ein wenig Sorge macht aber der weiterhin eher unkontrollierte Tourismus. Trotz der Bemühungen der UNESCO diesen einzuhegen und zu kontrollieren, scheint nach Auskunft unserer Guides hier, der Rummel immer mehr zu werden – und die gnadenlose Vermarktung sorgt für ein stetes Absacken der genialen Terrassenbauten. Ein sehr interessantes Thema, dessen Teil leider wir hier auch sind…
      Saludos cordiales Rolf

    1. Na, dass mit dem Fotoabend sollte doch leicht hinbekommen zu sein. Ich hoffe nur, dass dies unsere jahrzehntelange Feundschaft aushält. Ich befürchte, wir werden nach dieser Reise noch heftiger von Südamerika schwärmen und allen damit auf den Geist gehen.
      Beste Grüße nach Berlin

      1. „Ich hoffe nur, dass dies unsere jahrzehntelange Feundschaft aushält.“ – Da bin ich einigermaßen zuversichtlich. Etwaige Dissonanzen würden sich außerdem vermutlich mit Pisco Sour ausräumen lassen. 😉

        1. Das mit dem Pisco Sour läuft auf jeden Fall. Wir haben gestern unseren letzten, originalen Pisco in Peru getrunken. Da es Happy Hour war, gab es doppelte Größe. Wir sind mit Mühe und Not die Strecke zum Hotel zurückgewankt. Aber lecker war er…

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