Extreme auf kleinstem Raum

Wieder liegt ein echter Tag der Extreme hinter uns. Nach einer Regennacht mit viel Wetterleuchten und Blitzen im Regenwald wollten wir die letzten Stunden dort noch einmal für einen Ausflug nutzen. So haben wir in der Liana Lodge erneut eine geführte Wanderung gebucht, alleine wäre dort ein Ausflug unmöglich – man benötigt nicht nur jemanden mit Ortskenntnissen, sondern auch jemanden der mit der Machete immer wieder Lianen durchtrennt oder kleine Stämme beseitigt.

Helikonien sind fast die einzigen Blüten, die man auch in Bodennähe sehen kann, aber sehr artenreich und meist sehr schön.

Meine Vorbereitungen auf diesen Urlaub haben ja auch ein wenig Lektüre von und über Alexander von Humboldt enthalten und so waren wir darauf vorbereitet: eigentlich sieht man im Regenwald gar keine Tiere. Man hört unzählige Vögel, aber sobald Menschen kommen, fliegen sie weg oder sitzen sowieso so hoch in den Baumkronen, dass man sie im Gegenlicht nicht sieht. Säugetiere sind noch schneller im Dickicht verschwunden, als man sie sehen kann und außer Insekten bleiben einem nur Blätter, Blätter, Blätter.

Diese winzigen Termiten konnten wir wenigstens etwas beobachten, aber bei knapp einem halben Zentimeter Größe waren sie nun auch nicht die spannendste Unterhaltung.

Dazu kommt die unvorstellbare Luftfeuchtigkeit und es ist total stickig – Humboldt litt zusätzlich noch unter unendlich vielen Mückenstichen, die blieben uns wegen der guten chemischen Keule erspart. Aber Matthias war am Ende unseres Ausfluges so entnervt über Schweiß, Dreck und schlammigen Boden, dass er nur noch schnell Duschen und zum Auto wollte – ich konnte es gut nachvollziehen. Wie Humboldt und sein Gefährte Bonpland das mit der damaligen Kleidung wochenlang durchgehalten haben, ist und bleibt mir ein Rätsel.

Ziel unseres Ausflugs war ein Ceibo oder auch Korallenbaum, der einzige dort in der Gegend. Er wird aufgrund seiner korallenartigen Strukturen auf dem Stamm so genannt. In seine ausladenden Wurzeln konnte ich mich bequem hineinstellen, hoch und fest wie massives Mauerwerk.

Nach einer dringend notwendigen Dusche ging es dann mit den mittlerweile total durchnässten Sachen – und es war wirklich alles nass, auch ungetragene Kleidung und die Rucksäcke – zurück zum Auto und in Richtung Anden. Die ersten 70 km waren wie erwartet tropisch, warm und die Sonne schien, aber die letzten 100 km verliefen sehr unvorhergesehn.

Zum einen ging es bis zu unserem Ziel wieder über 3000 Meter bergauf und wir fuhren fast ausschließlich an Steilhängen – entweder ging es fast senkrecht neben uns bergauf oder hinunter. Und da es anscheinend vor einigen Tagen heftig geregnet hatte, sahen wir weit aus mehr als 10 Erdrutsche – entweder waren große Teile der Straße verschüttet oder es fehlte die Hälfte der Straße, weil sie steil ins tiefe Tal abgebrochen ist. Und es waren wirklich jeweils richtige Lawinen und nicht einzelne Steine, diese liegen hier sowieso immer auf den Straßen.

Die Dimensionen dieser Erdrutsche haben uns absolut überrascht, aber bei dem steilen Gelände wohl auch nachvollziehbar. Wir sahen ab und zu sogar noch einen Stein oder mehr runterrutschen.

Mit der zunehmenden Höhe änderte sich die gesamte Welt um uns herum von 29 °C kamen wir nicht mal 90 km Luftlinie weiter bei 12 °C in Papallacta an. Von Sonne ging es in die Wolken und damit änderte sich auch die gesamte Flora – schon Humboldt hat dies so gefesselt, dass er sich mit den verschieden Klimazonen der Höhe ausführlich beschäftigt hat. Wir sind ebenfalls in den Bann dieser Welt gezogen. Leider muss man dies erleben, durch Beschreibungen kann man es kaum verstehen.

Nun sind wir in den Termas de Papallacta wieder auf 3.600 m Höhe angekommen und haben eine kleine Cabaña mit eigenem Thermalbad vor der Tür. Das heiße Wasser aus dem vulkanischen Untergrund dampft hier überall und wir legen morgen einen Tag im Spa ein – die Massagen sind schon gebucht, die ersten Becken erkundschaftet und wir freuen uns auf eine ganz andere Form der Wärme und Erholung.

3 Gedanken zu „Extreme auf kleinstem Raum

  1. Die Bilder sind einfach umwerfend, und Helekonien meine Lieblingsblumen. Ich danke euch für die vielen atemberaubenden Eindrücke. Und nun wünsche ich euch einen fabelhaften Spa Tag, das Becken sieht so einladend aus, da würde selbst ich mich zu Wasser lassen 🙂

    Liebste Grüße

  2. Liebe Astrid,
    Bilder von Helekonien wirst du dir bei uns noch reichlich anschauen können. Leider sind diese Pflanzen in all ihren Ausprägungen nicht für unsere Breitengrade geeignet. Aber Sonnenbräute und Co. sind ja auch schön (ich mag gar nicht an den Zustand unseres Gartens nach der Rückkehr denken).
    Auch wenn wir dir keinen Spa-Bereich in Berlin bieten können… Badewasser würden wir für dich einlassen. 🤗
    Liebste Grüße,
    das Schätzelchen.

    1. Liebes Schätzelchen,

      in euren Garten komme ich auch ohne dass ich oder wahlweise eine Ente zu Wasser gelassen werden. Ich freue mich, dass ihr es so schön habt.

      Lasst es euch gut gehen :-*

      das Haserl

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