Ein LGBT-Einschub

Da Thorsten heute in seinem Kommentar nach dem Drag-Queen-Ampelmenschen gefragt hat, möchte ich dem doch gerne nachkommen. Allerdings bin ich bei der Recherche dazu auf einige weitere Dinge gestoßen, so dass es hier einen EXTRABLOG-Eintrag gibt. Erst einmal aber das Foto von einer der vier Ampeln:

Ampel-Drag-Queen

Im August 2016 hat die Bürgermeisterin von Wellington Celia Wade-Brown mit dem Ampelmenschen nicht nur ein Zeichen für Toleranz setzen wollen, sondern auch eine konkrete Person geehrt. Dabei handelt es sich um Carmen Rupe, eine der führenden Personen im Kampf um gleiche Rechte. Carmen starb im Jahr 2011 im Alter von 75 Jahren und hat sich seit den 1970er Jahren politisch in Australien und Neuseeland organisiert.

Nun gibt es in Wellington auch Ampeln für Maori, eine bedeutende Frauenrechtlerin und einige wichtige Politiker, also ist ein „konkretes Ampel-Dragchen“ kein Präzedenzfall. Aber mich würde der Sturm der Entrüstung interessieren, der von rechter Seite losbrechen würde, wenn in Berlin jemand auf die Idee käme, so etwas im Straßenverkehr zu initiieren.

Aber Wellington biete ja tatsächlich noch mehr. Zum Beispiel fanden wir an der Hafenpromenade neben der normalen gelben Poller auch diesen schönen Regenbogenpoller mit einer Tafel und dem Hinweis auf die Gleichheit aller Menschen.

Ein Regenbogen zum Draufsitzen.

Neben der Ampel und dem Regenbogen-Überweg steht schon seit den 90ern eine Skulptur von Peter Kundycki: ein Regenschirm in den Farben des Regenbogens – auf dem letzten Blogeintrag ist er noch etwas zu sehen, das Licht stand einfach zu schlecht für ein gutes Bild.

Auch bei dieser Straßenkunst gab es natürlich in Wellington kritische Stimme von rechts, aber der Bürgermeister hat es 2018 durchgesetzt. Das „look left“ auf dem Bild passt so gut zu den politischen Unterstützern der Aktionen – aber auf der anderen Seite steht natürlich auch „look right“ ohne eine Mahnung 😉

Wir haben auch erlebt, dass im kleinen Städtchen Nelson im Elektrozigaretten-Shop ein Regenbogenbanner gespannt wurde. Auf Nachfrage sagte uns die Verkäuferin, dass sie dies machen, weil in Auckland die Pridewoche beginne. Es schien klar zu sein: das wird „gefeiert“.

Insgesamt haben wir als Schwule das Gefühl, dass dies in Neuseeland mehr toleriert wird als in Europa – aber dafür sind wir natürlich zu kurz hier. Und eventuell ist es auch nur so, dass hier am anderen Ende der Welt, jeder noch viel mehr machen kann was er oder sie möchte als bei uns. Wir haben viele Pärchen jeder sexuellen Ausrichtung Händchen halten sehen. In Berlin und dem Rest Deutschlands ist das ja Dank des Roll-Backs kaum noch sichtbar.

Und noch einmal ein kleiner Seitenhieb auf unseren wirklich guten WOMO-Reiseführer. Er erwähnt wirklich zu jedem Campground auch noch den kleinsten Markt der jährlich in der Nähe stattfindet, aber – typisch deutsch – dass es auf dem von ihm sooooo gelobten Campground zwei Wochen lang eine LGBT-Veranstaltung gibt, wird totgeschwiegen.

Ich schätze, wir müssen wieder mehr auf die Straße gehen …

Ein Gedanke zu „Ein LGBT-Einschub

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