560 km durch die Katastrophe

Bevor ich über die heutige Fahrt nach Metung berichte, noch ein paar Informationen zu unseren kleinen Gästen.

Dieser Kasu hatte es sich im Zwischendach des Zeltes gemütlich gemacht.

Bisher dachte ich Possum und Opossum wären die gleichen Tiere nur eben in verschiedenen Sprachen. Da ich heute sehr früh von den süßen, streitenden Fuchskasus geweckt wurde, hatte ich etwas Zeit mich besser zu informieren. Im englischen Sprachraum heißen die Beuteltiere Possum, im deutschen aber Kasu. Da die wenigsten diesen Namen kennen, wandert der englische Name langsam auch ins Deutsche. Hinzu kommt, dass die Felle der Tiere als Opossumfelle verkauft werden, dabei leben Opossums ausschließlich auf den amerikanischen Kontinenten. Korrekt sind also die Kasus hier heimisch und nur ganz selten eine Plage, aber in Neuseeland eine wirkliche Katastrophe für Fauna und Flora.

Ein unwirklicher Ausblick in die Landschaft: unten durch das Buschfeuer versenkte, schwarze Baumstämme von Eukalythusbäumen mit noch grünen Kronenblättern, in der Mitte eine saftig grüne Wiese aufgrund der zweiwöchigen Überflutungen und im Hintergrund farblose oder braune Wälder, die beim Brand in Flammen aufgegangen sind.

Der heutige Tag sollte schon bei der Planung vor fast einem Jahr wesentlich der schnellen Fahrt gen Süden dienen und weniger touristisch geprägt sein, durch die katastrophalen Waldbrände wurde es aber ganz anders als geplant.

Die Reste der Eykalypthusbäume sind selbst bei heftigsten Feuern stehen geblieben, wo alles andere zu Asche geworden ist.

Wir fuhren die ersten 150 Kilometer nach der Jervis Bay noch durch viel Wald mit und ohne Feuerschäden, aber je weiter wir gen Süden fuhren, wurden die Schäden schlimmer und heftiger. Hatten wir in den Blue Mountains noch nur einzelne, kleinere Flächen gesehen, war ab einem bestimmten Abschnitt am Princes Highway alles verbrannt …. und dass mindestens über 250 km Länge.

Die Landschaft nach einem Feuersturm: die Räumarbeiten und Beseitigung der Schäden führten zu einer noch längeren Fahrt als geplant, aber darüber zu klagen im Angesicht dieses Ausmaßes von Zerstörung verbietet sich!

Die Folgen der üblichen Buschfeuer hatten wir bereits im Süden Sydneys gesehen, aber die Wucht dieser Feuer im Süden von New South Wales und im Norden von Victoria muss etwas ganz Anderes gewesen sein.

Nicht nur Bäume, Tiere, Häuser und leider auch Menschen sind verbrannt, an den Straßenrändern kann man noch überall geschmolzene oder bizarr veränderte Straßenschilder sehen.

Bei einer kleinen Pause in Merimbula direkt am Meer konnten wir uns von den ganzen Brandeindrücken und erstem Fahrstress erholen. Der tolle Blick aufs Meer wurde aber von einem kleinen Vogel getoppt:

Ein Weißbauch-Staffelschwanz – so groß wie ein Zaunkönig und fast so unruhig wie ein Fantail.

Aber bei all der Zerstörung durch die übergroßen Waldbrände gibt es auch Hoffnung. Dazu ein wenig Erklärung: Eukalypthusbäume verlieren regelmäßig ihre Rinde und viele welke Blätter, die immer noch einen großen Anteil an ätherischen Ölen enthalten. Damit legen die Bäume im Laufe der Zeit selber eine hervorragend brennende Grundlage am Boden. Bei üblichen Buschbränden wird damit sämtliches Unterholz verbrannt und die unteren Stämme der Bäume leicht angesenkt – übrig bleibt ein lichter Wald mit fast ausschließlich Eukalypthusbäumen. Alle anderen Konkurenzbäume und Schlingpflanzen sind verbrannt und dienen in Form der Asche als Dünger. Viele Tiere können während der punktuellen Brände ausweichen und überleben.

Eukalypthusbäume können auch nach heftigen Bränden wieder regenerieren. Hier stehen nun fast überall schwarze Stangen mit rundherum grünen, frischen Blättern. Die verkohlte Rinde wird in den nächsten Monaten abplatzen und es bleiben grüne Bäume mit weißen Stämmen und Ästen über.

Ein paar wenige andere, heimische Pflanzen haben ähnliche Mechanismen, so dass schon nach sehr kurzer Zeit (zwischen 2 und 3 Jahren) ein intakter Wald vorhanden ist. Diese Eigenschaft der Regeneration ist wohl einzigartig für den australischen Busch.

Eine Farnart, die schon wenige Wochen nach dem Feuer wieder frische Blätter ausgetrieben hat.

Die Katastrophe für die Tierwelt ist aber bei diesen Bränden viel größer gewesen. Da aufgrund der großen betroffenen Flächen keine Ausweichmöglichkeiten vorhanden waren, sind ganze Regionen ihrer Fauna beraubt. Für uns gut erkennbar, waren in dem Bereich mit den ausgedehnten, verbrannten Wäldern keine Vögel mehr zu sehen – wo in NZ und AUS bisher immer sehr viele Vögel am Straßenrand saßen und aufflogen, war nun nichts mehr. Auch mussten wir bisher regelmäßig unsere Scheiben von Insekten-„Leichen“ befreien, heute kam über hunderte Kilometer fast kein Fleck auf die Windschutzscheibe.

Nach all diesen Infos soll aber der Geburtstagsgruß nach Bremen nicht fehlen: Herzlichen Glückwunsch liebe Schwester!

2 Gedanken zu „560 km durch die Katastrophe

  1. Dankeschön 😊,
    leider hinke ich dem Block immer ein wenig hinterher und komme meist nur am Wochenende zum Lesen. Muss mich wohl erst wieder an Vollzeit-Arbeit gewöhnen!!!
    Aber heute habe ich frei 😉 und bin wieder auf dem Laufenden.
    Ich wünsche euch weitere tolle Erlebnisse und falls ihr irgendwo vorbeikommt, wo man etwas für die verletzten Koalas 🐨/ Tiere spenden kann, gebt bitte etwas. Ich gebe es euch dann wieder!
    Liebe Grüße aus Bremen

    1. Leider stellen wir fest, dass wir für eine tiefere Auseinandersetzung auch mit den Auswirkungen auf die Tierwelt viel zu wenig Zeit haben. Auch scheint es so zu sein, dass Hilfestellungen jeder Art auf lokaler Ebene oder durch privates Engagement betreut werden. Aber sollten wir etwas sehen, dann machen wir das natürlich.
      Wir haben leider viel zu wenig Zeit hier – lustige Feststellung bei fast 10 Wochen Reisedauer -, aber für mehr hat das Portemonnaie leider nicht gereicht 😉

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