Heute feiert Neuseeland den Waitangi Day, seinen Nationalfeiertag. An diesem Tag im Jahr 1840 unterzeichneten die Maori-Stämme einen Vertrag, der Neuseeland zum Teil des britischen Empire machte und ihnen gleichzeitig Rechte an ihrem Land zusicherte. Allerdings ist der Tag sehr umstritten, da z.B. die Ausfertigung der Urkunde in der Sprache der Maori und im Englischen bezüglich der Übersetzungen mindesten zweideutig wenn nicht sogar absichtlich falsch war. So entrechteten sich die Maori unwissentlich mehr, als ihnen die Kolonialmacht Großbritannien vorgaugelte.
Wir haben den Tag jedenfalls für eines der absoluten Highlights des Urlaubs genutzt und die Wanderung schlechthin gebucht: the Tongariro Alpine Crossing – über das Vulkanfeld des Mount Ngauruhoe, besser bekannt als der Schicksalsberg aus dem Herr der Ringe.

Die Wanderung ist angeblich die schönste Wanderung Neuseelands (wenn denn das Wetter mitspielt) und geht über 19,4 km und ca. 8 Stunden. Leider hat sie zwischendrin zwei extreme Steigungen und einen Aufstieg von insgesamt 800 m und einen Abstieg von 1200 m. Dafür wird man mit dem Shuttlebus hingebracht und abgeholt.

Der Weg bietet aber auch unfassbare schöne Ausblicke und von trostlosesten Ebenen mit Vulkangeröll bis zu umwerfend farbigen Seen: alles was man sich erhoffen kann.


Dank der Ermutigung von Marc (per Internet sogar noch am Tag vorher) haben wir uns von den etwas Angst machenden Videos und Vorbereitungsinformationen nicht abschrecken lassen und sind mutig mit (leider) vielen Anderen auf den Weg gegangen.

Die schwierigen Passagen waren teilweise schon etwas gefährlich und forderten mehr Konzentration als ich erwartet hätte, da immer wieder Steine und Sand ins Rutschen gerieten.

Der Abstieg war die ersten dreihundert Meter wegen des losen Gerölls eine echte Herausforderung und wir sahen mehrere, auch bedeutend fittere Personen hinfallen. Aber der Blick auf die Lagunen unter uns… ebenfalls unbeschreiblich schön!



Mit jedem Meter ergaben sich neue Blickwinkel und Fotomotive – und dabei wartet doch unser Shuttlebus am Parkplatz.


Nach 7 h 10 min erreichten wir trotz aller Fotohalte und kleineren Verschnaufpausen den Bus. Damit lagen wir zwar über den 5 h, die mein Ex-Schüler vor einem Monat gebraucht hat aber noch deutlich vor dem Durchschnitt. Und das, wo wir den Altersdurchschnitt der Wanderer wesentlich nach oben gezogen haben.
Wir haben ja in Europa und Südamerika schon einige Wanderungen gemacht, aber dieser Weg gehört mit Abstand zu den schönsten Wanderwegen. Für uns ist er im Wettbewerb um Platz 1 mit dem Sendero al Cerro Torre in El Chaltén, der vielleicht landschaftlich etwas weniger schön aber dafür nicht so überlaufen war.

Ein perfekter Tag – dass wir nun schon etwas Muskelkater, einen Sonnenbrand im Gesicht und Matthias diverse Blasen an den Füßen hat (meine alten Tänzerfüße kann sowas nun wirklich nicht schrecken), tut dem absolut keinen Abbruch!